Geschichte des Rieslings

Kaum eine andere Rebsorte hat sowohl in der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart so viel zum guten Ruf der deutschen Weine beigetragen wie der Riesling. Heute ist der Riesling die am meisten bestockte Rebsorte Deutschlands, und auch in anderen Teilen der Welt wird die Rebsorte mittlerweile gerne angebaut. Doch woher stammt diese interessante und robuste Sorte ursprünglich?

Schloss Johannisberg
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Die ersten Hinweise auf Riesling finden sich schon im 9. Jahrhundert, als König Ludwig der Deutsche (843-876) im Rheintal Reben anpflanzen ließ. Der Vermutung nach waren dies Rieslingreben. Das erste Mal schriftlich erwähnt wurde der Riesling dann im Jahr 1477, als René von Lothringen, Herzog aus dem Elsass, zu Besuch kam. Eine Kellerei im Rheingau vermerkte in diesem Zusammenhang den Rechnungsposten von "seczreben rießlingen“. Als „Riesling“ wurde die Rebsorte dann das erste Mal 1552 im Kräuterbuch des Botanikers Hieronymus Bock beschrieben.

Da der Riesling jedoch nur recht geringe Erträge zu Tage förderte und zudem einen recht späten Reifetermin hat, konnte sich die Rebsorte wohl nur schleppend durchsetzen. Im Jahr 1669 wurde jedoch der Trabacher Ungsberg, eine mittlerweile als erste Lage klassifizierte Lage an der Mosel, zur Hälfte mit Rieslingreben bestockt. Als Schloss Johannisberg, damals noch Benediktiner Abtei Johannisberg, schließlich 1719 und 1720 über 38.000 Rieslingrebstöcke auf ihren Hängen anpflanzt, war dies der Durchbruch für die Rebsorte. Ganz nebenbei wurde auf Schloss Johannisberg zudem noch die Spätlese entdeckt, aber diese Geschichte findet sich in einem anderen Kapitel auf diesem Blog.

1787 verfügte der Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen, dass in seinem ganzen Hoheitsgebiet allein die Rieslingrebe angebaut werden darf. Als Folge dieses Entschlusses wurde die Mosel das größte zusammenhängende Riesling Anbaugebiet der Welt. Durch den nun eingesetzten Erfolg der Rebe und die Erkenntnis, dass sich die Rebe ideal für die deutschen Gefilde eignet, führten dazu dass der Riesling Anbau im 17. Jahrhundert durch staatliche Anbauempfehlungen stark zunahm. Im 18. Jahrhundert bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Weinbau in Deutschland immer mehr verbessert, die Weinpreise und die Weinqualität stiegen an. Dies führte noch mehr zu einer Verbreitung des Rieslings.

Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert waren deutsche Rieslinge so hoch oder noch höher eingeschätzt als französische Rotweine. Und vor allem erzielten die Rieslingweine auch höhere Preise als französische Weine. In allen europäischen Luxushotels stehen deutsche Rieslinge auf den Weinkarten noch vor allen anderen Weinen. Ein Zustand, den man sich heute leider kaum noch vorstellen kann. Mit Beginn des 1. Weltkrieges fehlen auf einen Schlag viele der Hauptabnehmer für die teuren Weine, ein ganzer Geschäftszweig bricht völlig ein. Findige Werbeleute springen schnell auf den Zug auf und helfen den in Not geratenen Winzern. Sie exportieren von nun an billige Rieslingsüßweine. Dieser kurzfristige Profit hat ein langwieriges Problem: das Image des billigen Süßweins wird deutscher Wein vielerorts bis heute nicht los. Doch trotz dieses schlechten Images verkaufen sich deutsche Weine heutzutage wieder sehr gut. Qualitätsbewusste Winzer schaffen es, ein neues, frisches und wertiges Bild vom deutschen Riesling zu schaffen. Heute ist der Riesling im In- und Ausland extrem beliebt und Deutschlands Weinkultur-exportgut Nummer eins!

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